Berliner Fußballlegende im Knast

Der Fußballer Michael Fuß besuchte die SportGeschichten-Workshops in der Jugendstrafanstalt Berlin

Man könne die Geschichte von Michael Fuß auf zwei Arten erzählen, beschied das Fußball-Magazin 11 Freunde gegen Ende seiner Karriere 2014, als „Story des gescheiterten Hochbegabten“, die „zweite ist das Heldenepos über einen Mann und seine Leidenschaft … sein untrügliches Gespür für eine Torchance blieb Fuß stets erhalten. Egal, was ihm wiederfuhr, egal, wozu er sich auch immer entschloss.“

So erzählt Micha Fuß etwa die Geschichte des 18jährigen, der für den Hamburger Sportverein vor 60.000 Fans Tore schoss. Woran das gescheitert sei, wird er von den Jugendlichen während seines Besuchs heute beim SportGeschichten-Workshop in der Jugendstrafanstalt gefragt? Die Einsamkeit abends in der fremden Stadt, die falschen Freunde, antwortet Micha. „Ich habe den Fokus verloren.“

Und es gibt die Geschichte des jungen Mannes, der nie aufgehört hat, im Berliner Amateurfußball Tore zu schießen. Etwa in der Saison 2000/2001, als er quasi im Alleingang Türkiyemspor Berlin mit 66 Toren zum Aufstieg geschossen hat – damals trug er den Spitznamen „Bomber“. Später waren es 102 Tore in 165 Spielen im Laufe von fünfeinhalb Jahren für Tennis Borussia.

Die jungen Männer haben viele Fragen, und Micha erzählt. Wie es war, als einziger Deutscher für einen türkischen Verein zu spielen. Er ist in Kreuzberg großgeworden, es sei normal gewesen, türkische Freunde zu haben. „Mit Zwölf habe ich fließend türkisch gesprochen“. Oder davon, wie es war, als in den 1990er Jahren die Spiele von Türkiyemspor (vor allem gegen ostdeutsche Mannschaften) von massiven rassistischen Beschimpfungen und teilweise auch Ausschreitungen begleitet wurden. „Auf dem Platz bin ich in meinem eigenen Film, da habe ich nicht viel davon mitbekommen. Aber vom Platz in die Kabine – das war heftig.“

Michael Fuß erzählt vor allem aber davon, wie wichtig der Fußball (bis heute!) für sein Leben ist. Das Leben im Sport und in den Vereinen, für die er spielte, hat ihn aufgefangen.

Herzlichen Dank, lieber Micha, für Deinen Besuch heute bei den SportGeschichten!